Weibliche Sexualität – Jeder Garten ist gleich gut

Weibliche Sexualität - Sinnbild: eine Hand hält eine Pflanze

Jahrelang diskutierte die Sexualwissenschaftlerin Emily Nagoski in ihrem Blog mit ihren Leser:innen über Sex, bevor sie ein Buch darüber veröffentlichte, warum männliche und weibliche Sexualität sich so sehr voneinander unterscheiden. Darin räumt sie mit den gängigen Vorstellungen auf, und erklärt biologische und psychische Zusammenhänge so schlüssig, dass einem am Ende vor allem eines deutlich klar ist: alles ist normal und gut so, wie es ist.
Es gibt keine allgemeingültige Vision davon, wie Verlangen zu funktionieren hat.

Ein Buch voller Aha-Momente

Durch Sozialisation erlernte Haltungen gehören zu uns wie eine zweite Haut. Diese abzustreifen ist ein Akt, den wir bewusst vollziehen müssen. Oft leben wir mit ungünstigen Einstellungen, ohne sie je in Frage zu stellen, und hier bringt Emily Nagoski einigen Anschub.

Einer der besonderen Aha-Momente des Buches ist möglicherweise – und es ist verwunderlich, dass man da nicht schon früher darüber nachgedacht hat – , dass auch unser Verständnis von Sexualität über Jahrhunderte hinweg von männlichen Vorstellungen geprägt wurde.
Weibliche Sexualität tritt aus ihrem Schattendasein heraus und darf nun mit der gleichen Berechtigung ihre Eigenheiten präsentieren.

Wer weitere Aha-Momente und eine gute Zusammenfassung der wichtigen Inhalte dieses Buches nachlesen möchte, den Verweise ich gerne auf diesen Artikel der Krautreporterin Alisa Sonntag.

Besonders hat mir eine Metapher gefallen, die nicht nur auf die Sexualität eines Menschen, sondern auf das ganze Leben anzuwenden ist. Ich möchte Sie Ihnen nicht vorenthalten:

Am Tag, an dem Sie geboren werden, bekommen Sie eine kleine Parzelle guten und fruchtbaren Boden, ein kleines bisschen anders als die Parzellen der anderen. Und sofort fangen Ihre Familie, Ihre gesellschaftliche Umgebung und Ihre Kultur an, Dinge zu pflanzen und den Garten für Sie zu bestellen, bis Sie alt genug sind, sich selbst darum zu kümmern. Sie pflanzen Sprache und Haltungen und Wissen über Liebe und Sicherheit und Körper und Sex.

Sobald Sie die Adoleszenz erreichen, fangen Sie an, sich selbst um den Garten zu kümmern. (…) Manche von uns sind glücklich mit dem Boden und der Bepflanzung. Sie haben gesunde und gedeihende Gärten von den ersten bewussten Momenten an. Und manche von uns haben das Pech, dass ziemlich toxischer Mist in ihren Gärten wächst. Sie haben die Aufgabe, den ganzen Schrott mit der Wurzel auszureißen und stattdessen etwas Gesünderes zu pflanzen, das sie sich selbst aussuchen.

Aus: Emily Nagoski „Komm, wie du willst“

Wie sieht Ihr Garten aus?

Blüht er reichlich? Was für ein Klima hat er, und passen die Pflanzen in den Garten? Gibt es möglicherweise Stellen, an denen eine Pflanze dominant wuchert… Und wofür steht sie?

Ann-Kathrin Ott
Systemische Familientherapeutin, Coach und Onlineberaterin.

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